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Wiesenfeld

Wiesendorf entwickelte sich aus einer Johanniter-Niederlassung am Rande der Fernhandelsstraße Frankfurt - Bremen, 1238 urkundlich als „Wisenfelt“ zum ersten mal genannt. Nach der Reformation war das Johannitergut zunächst verpachtet. Später erhielten Hugenottenfamilien, von denen sich zehn zunächst 1720 im Feld außerhalb der Meierei angesiedelt hatten, das gesamte Land zusammen mit weiteren 20 Familien aus Todenhausen, die 1755 hinzukamen, als Erbleihe.

Mit rd. 320 Einwohnern ist Wiesenfeld der kleinste Ortsteil Burgwalds. Der Ort war ursprünglich eine Komturei des Johanniter-Ordens, welche wahrscheinlich durch Graf Werner I. von Wittgenstein-Battenberg, der 1197 an einem Kreuzzug in das Heilige Land (Palästina) teilgenommen hatte, gestiftet wurde. Zu den ersten Komturen gehörte Werner, ein Sohn dieses Grafen, als Hofstätte für 1238 erstmals bezeugt.

Im Jahre 1393 erhielten die Johanniter die Pfarrei zu Frankenberg und später die Pfarrei Münchhausen mit der Kirche auf dem Christenberg, die Kommende wurde nach Frankenberg verlegt. Als die hessischen Klöster aufgehoben wurden, traf auch Wiesenfeld dieses Geschick (1527). Das Ordensgut kam als Pfandschaft an die v. Kramm, und dann an die v. Dernbach, welche die baufälligen Gebäude 1559 erneuerten. Nachdem schon 1720 in der Nähe eine Kolonie von 10 flüchtigen Französischen Protestanten angelegt worden war, wurden 1755 nochmals 13 Familien von Todenhausen (Landkreis Marburg-Biedenkopf) hierher versetzt und in der mittlerweile landgräflich – hessischen Meierei angesiedelt. Das in 23 Teile geschiedene Gut wurde ihnen in Erbleihe gegeben.

Der Ort bietet mit seinem als Hugenotten- und Waldenserkolonie planmäßig angelegten Ortskern und den Resten des Klostergutes ein geschlossenes Dorfbild, das überragt wird vom Wehrturm der mittelalterlichen Johanniterkirche (frühgotischer, einschiffiger Bau um 1260, 1906 – 08 restauriert). Stärker als alle anderen Ortsteile hat sich Wiesenfeld nach dem Zweiten Weltkrieg von einer rein landwirtschaftlich geprägten Struktur zur Wohngemeinde entwickelt. Seit der 750-Jahr-Feier in 1988 wurde die Fachwerksubstanz nahezu komplett freigelegt und renoviert, alte Bäume und Obstgärten wurden erhalten, der als Flurbezeichnung aus der Klosterzeit überlieferte Kräutergarten wieder angelegt. 1990 wurde Wiesenfeld im Wettbewerb „schönstes Dorf Hessens“ und 1993 als „schönstes Dorf Deutschlands“ ausgezeichnet.

Die im Text verwendeten Begriffe bedeuten:

• Kommende (lat. commendare anvertrauen),

1. die Übertragung der Einkünfte eines Kirchen- oder Klostervermögens unter Befreiung von den Amtspflichten; seit der Säkularisation – in Deutschland von 1802 bis 1803 – allmählich erloschen.
2. Ritterorden: Komturei

• Komtur (ital. Commendatore), bei den Ritterorden – Deutscher Orden, Johanniter, Templer – der Verwalter einer Komturei (Kommende) mit einer, zuweilen mehreren Sitzen / Burgen.

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